2011 hat die Union mit großem Tamtam die Wehrpflicht abgeschafft. Jetzt fällt ausgerechnet der CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer ein, dass man sie ja allmählich dann doch einfach mal wieder einführen könnte. Dass man von Kramp-Karrenbauer ansonsten so gut wie nichts wahrnimmt und gerade nachrichtentechnisch praktischerweise Sommerflaute ist, ist gewiss nur Zufall für die Auswahl des Zeitpunktes für diese schnieke Idee.
Bemerkenswert ist, dass die Generalsekretärin der Union und auch viele ihrer Mitstreiter damit ja vor allem die eigene Politik für völlig falsch erklären.
Die Union stellt nämlich nicht nur seit 13 Jahren die Regierungschefin, die in dieser ganzen Zeit herzlich wenig interessiert hat, was denn bloß aus ihrer Bundeswehr wird. Sondern sie stellt genau so lange auch sämtliche Verteidigungsminister, die die Truppe in dieser ganzen Zeit mal mehr, mal weniger munter vor sich hin reformierten. Und einer davon hat, wie gesagt, die Wehrpflicht sogar selbst abgeschafft.
Die alles entscheidende Frage, die sich in der aktuellen Debatte in der Union aber offenbar niemand so richtig stellt, wäre eigentlich die nach dem Sinn einer Wiedereinführung der Wehrpflicht. Vielleicht sind Personalprobleme wirklich ein großes Thema für die Bundeswehr. Aber dann könnte man die zum Beispiel über eine bessere Ausstattung und eine bessere Bezahlung versuchen zu lösen oder müsste zumindest eine echte Wehrpflicht ohne irgendwelche die Personalauswahl schmälernden Ersatzdienste fordern.
Gleichzeitig weiß aber jeder, dass Personalmangel garantiert nicht das einzige Problem der Bundeswehr ist. Denn solange es an allen Ecken und Enden so sehr an Material mangelt, dass kaum ein Panzer, kaum ein Jet und kaum ein U-Boot noch einsatzfähig ist, hilft einem eine Aufstockung der kämpfenden Truppe ja nicht weiter.
Interessante Beobachtung am Rande übrigens: Es äußern sich ausschließlich solche Leute positiv zum Thema Wehrpflicht, die sowieso fein raus sind und davon gar nicht mehr betroffen wären. So wie Annegret-Kramp-Karrenbauer, die wohl kaum damit rechnen müsste, jemals eingezogen zu werden. Das ist vor allem deswegen spannend, weil viele Wehrpflichtfans gerne mit dem Argument kommen, es sei ja völlig egoistisch, die Wehrpflicht abzulehnen. Gerade so, als hätte die Gesellschaft irgendwas davon, wenn man sie wieder einführte.
Aufschlussreich auch, dass sich die einzige Person, die für dieses Thema wirklich zuständig ist, auffällig zurückhält: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat bisher rein gar nichts zu dieser Debatte von sich hören lassen.